
Angelico Schneider über anavant, dem Schweizer Verband für Technische Kaufleute.
Wie wird man Technischer Kaufmann oder Technische Kauffrau mit eidgenössischem Fachausweis? Angelico Schneider, Geschäftsführer von anavant, spricht im Interview über die Rolle des Verbands, wie anavant die Karrierechancen seiner Mitglieder:innen fördert und welche Herausforderungen die Branche in Zukunft erwartet.
Wer ist anavant?
anavant ist der Berufsverband für Technische Kaderleute in der Schweiz und steht für hochwertige Qualifikationen in der Technischen Betriebswirtschaft und ein starkes Netzwerk. Der Name „anavant“ stammt aus dem Rätoromanischen und bedeutet „Vorwärtskommen“. Gegründet wurde der Verband 1982 unter dem Namen «svtk». Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Organisation der Berufsprüfung für Technische Kaufleute mit eidgenössischem Fachausweis. Diese haben wir 1991 eingeführt, und seither hat sie sich zu einer der grössten Berufsprüfungen der Schweiz entwickelt – mit über 1'000 Absolvent:innen pro Jahr. Das zeigt, wie gefragt diese Weiterbildung in der Wirtschaft ist.
Welche Ziele verfolgt anavant als Berufsverband?
Unser Ziel ist es, als Berufsverband weiterzuwachsen, die Bekanntheit von anavant zu erhöhen und unseren Mitglieder:innen wertvolle Angebote zu bieten. Unser Verband vereint mehr als 1'800 Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrössen. Als Berufsverband setzen wir uns für die Förderung des dualen Bildungssystems ein und unterstützen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die gut ausgebildete Fachkräfte benötigen. Zudem bietet anavant jungen Berufsleuten die Möglichkeit, ihr berufliches Netzwerk zu erweitern und Kontakte zu Führungskräften und Unternehmern zu knüpfen. Durch die TK-Prüfung fördert der Verband zudem die Karriereentwicklung. Die Berufsprüfung ermöglicht Fachkräften mit handwerklichem Background eine gezielte Weiterbildung mit guten beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten.
Was sind die Hauptaufgaben von anavant?
Kurzgefasst hat anavant zwei Kernaufgaben: Zum einen sorgt der Verband dafür, dass die TK-Berufsprüfung in hoher Qualität und reibungslos abläuft. Zum anderen bietet anavant eine berufliche Netzwerkplattform. Wir vernetzen Technische Kaufleute und schaffen so eine starke Community.
2016 legten rund 1300 Kandidat:innen die Prüfung ab. Was macht die TK-Ausbildung so attraktiv?
Die TK-Prüfung gehört tatsächlich zu den grössten und beliebtesten Berufsprüfungen in der Schweiz. Der Reiz liegt in der Vielseitigkeit des Berufsbildes Technischer Kaufleute. In vielen Branchen werden Fachkräfte gesucht, die sowohl ein tiefgehendes Verständnis für technische Prozesse als auch solides betriebswirtschaftliches Wissen mitbringen. Diese Kombination schafft zahlreiche Karrieremöglichkeiten, etwa im Verkauf, in der Produktion und Logistik, in der Team- oder Gruppenleitung sowie in KMU und Grossunternehmen, die betriebswirtschaftliche Expertise benötigen. Die TK-Ausbildung ermöglicht Fachkräften, ihre Kompetenzen zu erweitern und sich für verantwortungsvolle Positionen zu qualifizieren. Dadurch bleibt sie eine äusserst gefragte und zukunftsorientierte Weiterbildung.
Vorbereitender Kurs für die Berufsprüfung
Gut zu wissen: Wer einen Lehrgang zur Vorbereitung auf die TK-Berufsprüfung besucht, erhält Bundesbeiträge in der Höhe von 50 % der Kurskosten. Voraussetzung ist, dass die Berufsprüfung mit dem eidgenössischen Fachausweis abgelegt wird. Die Bundesbeiträge werden auch dann erstattet, wenn die Prüfung nicht bestanden wird.
Was muss man mitbringen, um die Berufsprüfung erfolgreich zu bestehen?
Die Prüfung ist eine generalistische, betriebswirtschaftliche Qualifikation für ambitionierte Personen mit einem technischen oder handwerklichen Hintergrund. Sie gilt als anspruchsvoll und erfordert eine gründliche Vorbereitung. Erfolgreiche Absolvent:innen zeichnen sich durch einige wesentliche Eigenschaften aus, wie Einsatzwille, Durchhaltevermögen, hohe Leistungsbereitschaft, analytische Fähigkeiten und gute Sprachkompetenz. Wer diese Eigenschaften mitbringt, hat gute Chancen, die Prüfung zu bestehen und sich neue berufliche Perspektiven zu erschliessen.
Wie hat sich der Beruf der Technischen Kaufleute seit der Gründung von anavant verändert?
Das Berufsbild der Technischen Kaufleute hat sich seit unserer Gründung im 1982 ständig weiterentwickelt und sich den Anforderungen der Wirtschaft angepasst. Neben klassischen Fächern wie Korrespondenz und Rechnungswesen kamen neue Bereiche wie ICT, Supply Chain Management, Marketing und Prozessoptimierung hinzu. Die Digitalisierung hat den Beruf stark beeinflusst, sodass heute digitale Tools wie ERP-Systeme, Office-Programme und KI-Anwendungen im Alltag der Technischen Kaufleute unerlässlich sind. Auch soziale Kompetenzen wie Führung, Kommunikation und Konfliktlösung sind immer wichtiger geworden. Zudem wird Nachhaltigkeit zunehmend in wirtschaftliche Entscheidungen einbezogen, die heute nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich bewertet werden. Ab 2027 wird auch die TK-Berufsprüfung weiter digitalisiert, um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Wirtschaft gerecht zu werden.
Wie gefragt sind Technische Kaufleute derzeit auf dem Schweizer Arbeitsmarkt?
Technische Kaufleute sind in vielen Branchen gefragt, weil sie technisches Wissen mit betriebswirtschaftlichem Know-how verbinden. Sie übernehmen Verantwortung, tragen zur Unternehmensentwicklung bei und haben gute Chancen, in Führungspositionen aufzusteigen. Ihre Ausbildung qualifiziert sie für verschiedenste Aufgaben – von Einkauf und Verkauf über Produktmanagement und Logistik bis hin zu Projekt- und Qualitätsmanagement sowie Teamführung. Als Bindeglied zwischen technischem Handwerk und kaufmännischen Prozessen spielen sie eine zentrale Rolle, die durch den Fachkräftemangel im Handwerk noch wichtiger wird. Zudem öffnet die TK-Ausbildung Türen für Weiterbildungen und den Zugang zu Hochschulen, was viele Karrierechancen schafft.
“Eine kaufmännische Tätigkeit auf höherer Funktionsebene, ohne dem Handwerksberuf ganz den Rücken zuzukehren, war genau das, was ich suchte.”
David Stoffel, Technischer Kaufmann mit eidg. Fachausweis
Welche Entwicklungen erwarten Sie künftig im Berufsfeld der Technischen Kaufleute?
Die Dynamik in der Wirtschaft hat stark zugenommen. Veränderungen vollziehen sich heute deutlich schneller als früher. Die bereits erkennbaren Trends in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden sich weiter verstärken. Technologien wie Robotik, Internet of Things (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data werden zunehmend auch für KMU zum Alltag gehören. Gleichzeitig gewinnen soziale Kompetenzen für Führungskräfte weiter an Bedeutung.
Was bedeutet diese Entwicklung für künftige Berufsprüfungen?
Die TK-Prüfung muss diese Veränderungen widerspiegeln – sowohl inhaltlich als auch im Prüfungsformat. Die Anpassung einer Berufsprüfung ist jedoch ein längerer Prozess, der etwa vier bis fünf Jahre dauert. Die bisher geplanten Entwicklungen umfassen:
- Digitale Prüfungen: TK-Prüfungen werden künftig am Computer durchgeführt, um digitale Kompetenzen realitätsnah zu testen.
- Fokus auf Präsentations- und Sozialkompetenzen: Mündliche Prüfungen werden verstärkt, damit Kandidatinnen und Kandidaten ihre Kommunikationsfähigkeiten, Selbst- und Sozialkompetenzen unter Beweis stellen können.
In welche Richtung wird sich anavant in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
anavant wird in Zukunft noch aktiver auftreten. Unser Fokus liegt darauf, die Vernetzung, Weiterbildung und Karriereentwicklung unserer Mitglieder:innen weiter zu stärken. Wir wollen den Nutzen für unsere Mitglieder:innen erhöhen, indem wir Netzwerkanlässe ausbauen, Fachartikel zu relevanten Themen regelmässig veröffentlichen und exklusive Mitgliedervorteile sowie Partnerangebote erweitern. Besonders jungen Technischen Kaufleuten möchten wir den Einstieg und Aufstieg in die Berufswelt erleichtern und als Sprungbrett für ihre Karriere dienen. Das Berufsbild des Technischen Kaufmanns ist in KMU bereits etabliert und geschätzt. In internationalen Grosskonzernen, vor allem mit ausländischem Management, sehen wir jedoch noch Potenzial. Unser Ziel ist es, die Anerkennung des dualen Bildungssystems und der eidgenössischen Fachausweise weiter zu fördern und deren Wert auch international sichtbarer zu machen. Mit diesen Schritten bleibt anavant ein dynamischer, zukunftsorientierter Berufsverband, der sich aktiv für die Interessen seiner Mitglieder einsetzt.
Mitgliedschaft bei anavant
Der Verband anavant vereint über 1'800 Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrössen. Eine Aktivmitgliedschaft bei anavant kostet CHF 130 pro Jahr. Mitglieder:innen profitieren von einem starken Netzwerk aus Fachleuten, spannenden Networking-Treffen, exklusiven Events und attraktiven Rabatten:
- «KMU-Magazin» – Jahresabo im Wert von CHF 158
- Brands for employees – Wöchentlich neue Bestpreis-Angebote
- AVIA-Tankkarte – Kostenlos mit Rabatt auf Treibstoff
- BMW und MINI Flottenrabatt
- Spezielle Krankenkassen-Vergünstigungen bei CSS und CONCORDIA
- Kostenlose CORNÈRCARD Gold Kreditkarte
- FITPASS – Vergünstigungen auf das schweizweite Fitness-Abonnement
- SUNRISE Rahmenkonditionen – Vergünstigungen für Mobile, Internet und Festnetz
- VOLVO – Exklusive Angebote und Flottenrabatte
Wie kann man bei anavant Mitglied werden?
Wir haben drei Mitgliedschaftskategorien: Wer einen eidgenössischen Abschluss der TK-Prüfung oder einen gleichwertigen Abschluss hat, kann Aktivmitglied werden. Absolvent:innen der Technischen Kaufmann-/Kauffrau-Prüfung erhalten die Mitgliedschaft im ersten Jahr nach Bestehen kostenlos. Ab dem zweiten Jahr wird die Mitgliedschaft durch die Zahlung des Jahresbeitrags bestätigt. Passivmitglied können Unternehmen, Organisationen, Personen in Ausbildung oder solche werden, die sich für die Ziele von anavant interessieren. Passivmitglieder haben kein Stimmrecht. Ehrenmitglieder werden vom Vorstand vorgeschlagen und von der Generalversammlung gewählt.
Angelico Schneider – Geschäftsführer von anavant
Seit April 2024 bringt Angelico Schneider seine umfassende Expertise als Geschäftsführer von anavant ein. Als kunden- und dienstleistungsorientierter Betriebswirtschafter mit einem MBA-Abschluss (Oxford), einem starken Netzwerk und langjähriger Erfahrung im Schweizer Bildungs- und Verbandswesen, setzt er sich aktiv für die Weiterentwicklung von anavant ein. Die zentralen Ziele von anavant sind die Stärkung des Alumni-Verbands, die Steigerung der Bekanntheit und die Förderung des Wachstums. Mit seinem Fachwissen, seiner Erfahrung und seinem Engagement ist er ein zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner für alle Stakeholder.