So geht Korrespondenz in Anwaltskanzleien – ein Gespräch mit der Dozentin Fotini Marantidis.

Seit 2016 bereichert die Dozentin Fotini Marantidis mit ihrem Wissen die Benedict Schule und BVS Business-School in Zürich. In den Modulen Korrespondenz und Arbeitsorganisation vermittelt sie essenzielle Fähigkeiten für den Berufsalltag in Anwaltssekretariaten. Wir haben mit ihr über die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und die Dos & Don‘ts in der Kommunikation gesprochen.

Sie unterrichten das Modul Korrespondenz. Was beinhaltet das Fach?

Im Modul Korrespondenz vermittle ich den Absolvierenden der Ausbildung Dipl. Anwaltssekretär:in BVS praxisorientiertes Wissen, das sie für den beruflichen Einstieg in Anwaltskanzleien benötigen. Für diejenigen, die bereits in einer Anwaltskanzlei oder in einem ähnlichen beruflichen Umfeld arbeiten, wird das Wissen aktualisiert, vertieft oder ergänzt, um nicht zuletzt nebst einem einschlägigen Arbeitszeugnis auch eine aktuelle Weiterbildungsqualifikation nachweisen zu können. Die Ausbildung deckt alle wesentlichen Aufgaben ab, die im Berufsalltag anfallen. Dazu gehören das Erstellen von Rechtsschriften, Urkunden und Verträgen sowie die effiziente Bearbeitung der Geschäftskorrespondenz. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Protokollführung, dem Schriftverkehr nach Diktat sowie dem Umgang mit relevanten Office- und Anwaltssoftware-Programmen. Auch die sprachliche Präzision ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. 

Weshalb sind gute Korrespondenz-Skills entscheidend für den Beruf als Anwaltssekretär:in?

Sekretariatsarbeiten, insbesondere die schriftliche Kommunikation, fungieren oft als Visitenkarte und tragen entscheidend dazu bei, wie das Unternehmen nach aussen wahrgenommen wird. Eine präzise und fehlerfreie Korrespondenz sorgt dafür, dass das Unternehmen in einem positiven Licht erscheint und Vertrauen bei Kunden und Partnern aufbaut.

Wie hat sich die Korrespondenz in den letzten Jahren verändert?

Die moderne Korrespondenz hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das Tippen einer Nachricht oder das Aufnehmen einer Sprachnachricht gestaltet sich heutzutage nicht nur schneller, sondern auch unkomplizierter. Durch die digitalen Tools sind Arbeitsabläufe deutlich effizienter geworden, was zu kürzeren Kommunikationswegen führt.

Anwaltssekretär:in BVS und Notariatsassistent:in BVS (Folgekurs)

Das lernst du im Rahmen deiner Ausbildung:

Anwaltssekretär:in BVS

  • Gerichtsorganisation
  • Prozessordnung, Zivil-, Strafprozess- und Verwaltungsverfahren
  • Allgemeine Rechtslehre
  • Finanz- und Rechnungswesen, Kostenerfassung, Rechnungsstellung und Mahnwesen
  • Korrespondenz, Erstellen von Rechtsschriften, Urkunden und Verträgen
  • Arbeitsorganisation
  • Psychologie und Kommunikation

Dauer: 2 Semester, Samstagunterricht oder online

Notariatsassistent:in BVS (Folgekurs)

  • Notariatsrecht
  • Rechtslehre
  • Steuerrecht
  • Sachen- und Grundbuchrecht

Dauer: Weitere 5 Monate, Samstagunterricht oder online

Korrespondenz ist an Sprache geknüpft. Was hat sich denn auf sprachlicher Ebene getan?

Auch die Amtssprache, die die Kommunikation in Anwaltskanzleien prägt, hat sich stark verändert. Das verstaubte Amtsdeutsch wird vermehrt abgelegt und durch eine klare, zeitgenössische Sprache ersetzt. Die heutige Korrespondenz ist kurz, prägnant und floskelfrei – aber immer noch freundlich. Lange und schwer verständliche Sätze gehören zum Glück der Vergangenheit an. Auch die Höflichkeitsformen wurden vereinfacht – man formuliert längst nicht mehr so „höfisch“ wie früher. Heute steht vor allem die Leserfreundlichkeit im Vordergrund. Im Unterricht führen wir regelmässig Übungen durch, bei denen die Absolvierenden Texte umschreiben müssen, die unnötig kompliziert sind.

Nebst Korrespondenz unterrichten Sie auch Arbeitsorganisation. Was beinhaltet das Modul?

Eine gute Arbeitsorganisation ist auch in Anwaltskanzleien fundamental. Diese zeichnet sich durch eine strukturierte Arbeitsweise aus, die vorhandene Ressourcen effizient nutzt. Eine Kanzlei ist auf die Organisations- und Planungsfähigkeiten ihrer Mitarbeiter:innen angewiesen, um eine hohe Servicequalität zu gewährleisten und neue Mandate zu gewinnen. Heute kommen in Anwaltskanzleien entsprechende Tools zum Einsatz. Wir arbeiten im Unterricht mit Vertec. Das Tool ermöglicht die vollständige Abwicklung wichtiger Büroaufgaben, von der Adressverwaltung über die Leistungserfassung bis hin zur Fakturierung und Fristenkontrolle. Ich erinnere mich noch an alte Zeiten und an die Unmengen an Post-its.

Kanzleimanagement mit Vertec

Vertec ist eine spezialisierte Softwarelösung für Anwaltskanzleien, die dabei hilft, Arbeitsprozesse effizient zu gestalten und den Überblick über Mandate, Zeitaufwand und Rechnungen zu behalten. Die Software ermöglicht eine präzise Abrechnung und einfache Integration in bestehende IT-Infrastrukturen, was sie zu einem wertvollen Tool für Kanzleien jeder Grösse macht.

Der Praxisbezug wird bei Benedict und BBS/BVS grossgeschrieben. Wie setzen Sie dies im Unterricht um?

Es ist mir wichtig, dass der Wissenstransfer nahtlos von der Theorie in die Praxis übergeht, etwa durch praxisorientierte Aufgaben. Meine 10-jährige Erfahrung als Anwaltssekretärin lasse ich deshalb in den Unterricht mit einfliessen – beispielsweise indem wir Arbeitssituationen wie schwierige Telefongespräche üben. Auch den Austausch im Plenum erachte ich als sehr wichtig.

Wie sind Sie zum Lehrberuf gekommen?

Ich war selbst Schülerin an der Benedict Schule Zürich und strebte einen Branchenwechsel an. Nach meiner Ausbildung ergab sich die Möglichkeit, bei Benedict zu unterrichten und ich absolvierte nach und nach alle Module, um als diplomierte Erwachsenenbildnerin zu arbeiten. Heute bin ich sehr glücklich über diesen beruflichen Wechsel. Manchmal braucht es neue Herausforderungen, und wenn sich Chancen bieten, sollte man sie ergreifen. Es bereitet mir grosse Freude, mit Menschen zu arbeiten und Wissen zu vermitteln. Die Schüler:innen lernen von mir, aber auch ich habe in diesen Jahren viel von ihnen gelernt – es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Fotini Marantidis
Dozentin Benedict Schule Zürich

Fotini Marantidis ist gelernte Ausbildnerin mit eidg. Fachausweis und unterrichtet seit 2016 an der BVS Business-School in Zürich angehende Anwaltssekretär:innen.

Sie studierte von 2003 bis 2005 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich und arbeitete danach in verschiedenen Anwaltskanzleien.

FAQ: Ausbildung Anwaltssekretär :in

Wie lange dauert die Ausbildung Anwaltssekretär:in?

Die Ausbildung Anwaltssekretär:in dauert 2 Semester.

Wie lange dauert die Ausbildung Notariatsassistent:in?

Die Ausbildung Notariatsassistent:in ist der Folgekurs und dauert 5 weitere Monate.

Welche Module werden in der Ausbildung Anwaltssekretär:in unterrichtet?

Gerichtsorganisation
Einführung in die Gerichtsorganisation: Schweiz. Bundesgericht, kantonale Organisationsformen und die rechtlichen Grundlagen

Prozessordnung, Zivil-, Strafprozess- und Verwaltungsverfahren
Einführung in die Schweizerische Zivil- und Strafprozessordnung und das Verwaltungsrechtspflegeverfahren.

Allg. Rechtslehre
Aufbau der Rechtsordnung, Rechtsquellen, ZGB, Personen- und Sachenrecht, OR, allgemeine Vertragslehre, Sicherung der Vertragserfüllung, Kaufvertrag, Mietvertrag, Arbeitsvertrag, Handels- und Gesellschaftsrecht, Handelsregister, Wertpapiere, Schuldbetreibungs- und Konkursrecht SchKG, Datenschutz, internationales Recht.

Finanz- und Rechnungswesen: Kostenerfassung, Rechnungsstellung und Mahnwesen
Unternehmung im wirtschaftlichen Umfeld, Einführung in die doppelte Buchhaltung, Gliederung der Bilanz, Kassa/Post/Bank, Eröffnungs- und Schlussbilanz, Erfolgsrechnung, Prozentrechnen, Zinsrechnen, Darlehens-, Bank- und Postkontozinsen, Verrechnungssteuer, Kontenführung, Tarife, Gebührenordnung.

Korrespondenz, Erstellen von Rechtsschriften, Urkunden, Verträgen
Geschäftskorrespondenz, Protokollführung, Erstellen von Rechtsschriften, Urkunden und Verträgen, Schriftverkehr nach Diktat und selbstständig, Einsatz von Office- und Anwaltssoftware (z. B. Vertec-Software)

Arbeitsorganisation
Anwaltsspezifische Arbeitsabläufe, allgemeine Kommunikation, Auftreten und Kompetenzen, Dossierpflege und Archivierung, Mandantenbetreuung, Agendaführung und Fristenkontrolle, Arbeitstechniken und Zeitmanagement, Mandantenerfassung, Aktenführung, Fristenkontrolle, Post-, Telefon- und E-Mail-Verkehr.

Psychologie und Kommunikation
Grundlagen der Motivationspsychologie, Empathie, Frageformen, Feedback, aktives Zuhören, Rhetorik, Kritikgespräch, Präsentieren, interkulturelle Kommunikation, Information, Medieneinsatz, Metakommunikation, Körpersprache, Verhandeln, Mitarbeitergespräche, Visualisierung, Ich-Botschaften.

Welche Module werden in der Ausbildung Notariatsassistent:in unterrichtet?

Notariatsrecht
Notariatswesen in der Schweiz (Freiberuflich, Amtsnotariat, Mischform), kantonale Regelungen, Aufsichtsbehörden, Aufgaben des Notars, Beurkundungsverfahren, Rechnungswesen.

Rechtslehre
ZGB, Personenrecht (nat./iur.) und Handelsregister, Familienrecht, Ehegüterrecht, Kindesrecht, Vormundschaftsrecht, Erbrecht mit Erbfolgelehre, Erbgang und -teilung, allg. Vertragslehre, Gesellschaftsrecht: Aktiengesellschaft, GmbH, Kollektivgesellschaften, allg. Firmenrecht, SchKG, Betreibungsarten, Fristen.

Steuerrecht
Grundlagen zum Steuerrecht und Begriffe, Einführung in die Rechtsmittelverfahren sowie Grundlagen zur Steuerausscheidung, Besteuerung von nat./iur. Personen, Verrechnungssteuer und Stempelsteuer, Mehrwertsteuer.

Sachen- und Grundbuchrecht
Eigentum und Besitz, Grundeigentum, Eigentumsübertragung, dingliche und obligatorische Rechte, Dienstbarkeiten und Grundlasten, Grundpfandrechte, An- und Vormerkungen, Grundbuch, bäuerliches Bodenrecht, Lex Friedrich u. a.

Was sind die Aufgaben von Anwaltssekretär:innen?

Zum Tätigkeitsfeld gehören administrative Aufgaben wie allgemeine Sekretariatsarbeiten, Dossier- und Terminverwaltung, Mandatseröffnungen, Bearbeitung von juristischen Dokumenten. Zudem pflegen und archivieren Anwaltssekretär:innen Dossiers, führen die Korrespondenz und fertigen Rechtsschriften und Urkunden aus. Sie sind Ansprechperson für Klienten, Behörden und Gerichten.

Für wen eignet sich die Ausbildung Anwaltssekretär:in?

Die Ausbildung Anwaltssekretär:in ist eine Zusatzausbildung für Interessentinnen und Interessenten, die eine kaufmännische Grundbildung oder eine kantonale Handelsmittelschule, ein Gymnasium mit Fachrichtung Wirtschaft und Soziales abgeschlossen haben oder über eine mehrjährige Berufspraxis im kaufmännischen Bereich (z. B. auch auf Stufe Sachbearbeiter:in im Versicherungs- oder Bankenwesen) verfügen. 

Kann die Ausbildung berufsbegleitend absolviert werden?

Ja! Der Unterricht in Zürich findet jeweils samstags statt (09.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr) und kann auch online besucht werden.

Immer aktuelle Uhrzeiten sowie die Unterrichtszeiten an den anderen Standorten findest du jeweils auf der Kursseite.

An welchen Standorten werden die Ausbildungen Anwaltssekretär:in und Notariatsassistent:in angeboten?

Die Ausbildungen werden an der Benedict Zürich, Luzern und St. Gallen angeboten. Es ist auch eine online Teilnahme möglich.

Müssen die gesamten Kurskosten in einer einmaligen Zahlung bezahlt werden?

Nein, die Kosten können auch auf Raten bezahlt werden (bis zu 60 Zahlungen).

Autor:in

Julia Martinez

Julia arbeitet seit Februar 2022 als Content Creator an der Benedict Schule in Zürich. Nach ihrem Masterstudium der Publizistikwissenschaft und beruflichen Boxenstopps in den Bereichen Video, Text und Fotografie gab sie 2017 dem Beruf als Texterin das Ja-Wort. Sie freut sich auf deine Story für das BeneMagazin!

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