Berufstraum Informatik. Wie du auch ohne Lehrstelle das EFZ erlangst.
Brennst du für Informatik, hast jedoch keine entsprechende Lehrstelle gefunden? Das ist kein Grund, deinen Traum an den Nagel zu hängen, denn du kannst das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) auch ohne Berufslehre erlangen. Wir haben mit dem Dozenten Mubekir Redzepi über die Informatikausbildung an der Benedict Schule gesprochen und nebenbei viel Spannendes über seine Erfahrungen als Lehrer erfahren.
Du bist Lehrer an der Benedict Schule in Luzern. In welchem Bereich dozierst du?
Ich unterrichte diverse Fächer der vierjährigen Informatikgrundbildung, die mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen wird. Sie ist eine Alternative für all jene, die sich bewusst für die schulisch organisierte Grundbildung entscheiden oder aber keine Lehrstelle gefunden haben. An der Benedict Schule unterrichte ich die Grundlagenfächer rund um die Entwicklung und Programmierung von Applikationen. Diese Fächer werden im ersten und zweiten Semester unterrichtet und bieten eine solide Basis für die weitere Ausbildung und für komplexere Zusammenhänge.
Was genau beinhalten die Grundlagenfächer?
In einem dieser Fächer geht es um Codierungstechniken, die es ermöglichen, Informationen sicher zu übertragen oder zu speichern. Das Ziel dabei ist es, Nachrichten so zu verschlüsseln, dass nur der beabsichtigte Empfänger diese lesen kann. Ein typisches Beispiel ist Online-Banking oder Online-Shopping. Hier wird der Datenschutz durch HTTPS (Hypertext Transfer Protocol Secure) sichergestellt. In den ersten Semestern lernen die Schüler:innen auch, wie man Applikationen entwickelt und implementiert – zum Beispiel Buchhaltungssoftware. Wir beginnen jeweils mit der Planung und dem Design und setzen dann die Ideen um. Und last but not least gehört auch das objektorientierte Programmieren zu den Fächern, die ich unterrichte. Hier bringe ich den Auszubildenden bei, wie man Programme schreibt – beispielsweise um Ticketbuchungen zu verwalten.
Welchen Background haben die Auszubildenden?
In der Grundbildung treffen wir auf eine vielfältige Gruppe von Schüler:innen. Viele von ihnen kommen direkt aus der Sekundarstufe und haben keine Lehrstelle im Informatikbereich gefunden. An der Benedict Schule finden sie eine gleichwertige Alternative, die ebenfalls mit dem EFZ abgeschlossen wird. Die Erwachsenenbildung, in der ich vorwiegend unterrichte, stellt eine andere Herausforderung dar. Hier treffen Schüler:innen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen aufeinander. Einige von ihnen verfügen bereits über Erfahrungen im IT-Bereich und möchten ihr Wissen vertiefen und gleichzeitig ein anerkanntes Fähigkeitszeugnis (EFZ) erlangen. Andere hingegen waren zuvor in anderen Branchen tätig, beispielsweise in der Logistik oder im kaufmännischen Bereich und ermöglichen sich mit dieser Zweitausbildung den Einstieg in die Informatik.
Die Alternative zur Informatiklehre
Erstausbildung nach der Grundschule: Die Informatikgrundbildung wird in den Fachrichtungen Applikationsentwicklung und Plattformentwicklung angeboten und dauert vier Jahre. In den ersten beiden Jahren werden die Grundlagen vermittelt. Dazu gehören folgende: Programmierung, Datenbanken, Softwareentwicklung und mehr. Im zweiten Teil der Grundbildung (drittes und viertes Jahr) wird ein Praktikum in einem Unternehmen absolviert. Einen Tag pro Woche besuchen die Lernenden die Schule, um ihr Wissen weiter zu vertiefen. Die Grundbildung wird mit dem eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen.
Zweitausbildung für Erwachsene: Die Ausbildung Applikationsentwicklung für Erwachsene dauert zwei statt vier Jahre. Die Teilnehmenden besuchen an 2.5 Tagen die Schule und arbeiten die restlichen Tage in einem Teilzeitpensum von 80 %.
Wie gestaltest du deinen Unterricht?
Da mir die Nähe zur Praxis sehr wichtig ist, baue ich reale Fall- und Projektbeispiele in den Unterricht ein. Die Schüler:innen lernen so am besten, wie sie ihr Wissen anwenden können. Da die Softwareentwicklung meist ein gemeinschaftlicher Prozess ist, fördere ich zudem die Teamarbeit. Auch wie man lösungsorientiert arbeitet und kritisch hinterfragt, sind Teil meines Lehrprogramms. Und am Schluss geht es auch darum, dass die Schüler:innen in der Lage sind, selbstständig Applikationen zu entwerfen, zu programmieren, zu testen und diese dann in Betrieb zu nehmen. Kurzum, sie müssen den gesamten Prozess der Softwareentwicklung beherrschen. Nebst diesen fachlichen Kompetenzen lege ich auch grossen Wert darauf, dass meine Schüler:innen lernen, Verantwortung zu übernehmen und diszipliniert an ihren schulischen Projekten zu arbeiten. Ich ermutige sie dazu, eigenständig zu agieren und ihre Ziele zu verfolgen. Bei all diesen Aufgaben stehe ich ihnen als Mentor zur Seite und unterstütze, wo ich nur kann.
Was mögen die Auszubildenden an deinem Unterricht?
Die Schüler:innen schätzen es, dass sie das Gelernte rasch in der Praxis und in eigenen Projekten anwenden können. Ich gebe ihnen viel Raum für eigene Ideen, was sehr motivierend ist. Natürlich gibt es auch Fächer, die besonders herausfordernd sind, wie beispielsweise das objektorientierte Programmieren (OOP). Für solche Inhalte plane ich genug Zeit ein und erkläre alles Schritt für Schritt. Mir ist es wichtig, dass alle Lernenden auch komplexere Zusammenhänge verstehen. Viele meiner Schüler:innen fühlen sich von mir verstanden, was wiederum den Lernprozess fördert.
Wie hoch ist eigentlich die Frauenquote in der Informatikausbildung?
Die Frauenquote in der Informatik ist generell recht niedrig. In meinen Klassen sind meist nur ein bis zwei Frauen vertreten. Spannend jedoch ist, dass von diesen Schülerinnen während meiner fünfjährigen Lehrtätigkeit nur eine oder zwei Schülerinnen meine Module nicht bestanden haben. Das zeigt das Engagement der Frauen, die sich für eine Karriere in der Informatik entscheiden. Meiner Meinung nach, sollten Frauen noch stärker ermutigt werden, sich in der Informatik und in anderen technischen Berufen auszubilden. Die Branche profitiert von dieser Vielfalt! Ein gutes Beispiel für erfolgreiche Frauen in der IT ist Mira Murati, Chief Technology Officer von OpenAI. Sie beweist, wie wichtig weibliche Führung in der Tech-Branche ist.
Wie sind die Berufschancen nach der Ausbildung?
Der IT-Markt sucht nach hoch qualifizierten Fachkräften. In einer Branche, die sich ständig weiterentwickelt und wächst, sind Motivation und Disziplin entscheidende Faktoren, um erfolgreich zu sein. Wer bereit ist, sich kontinuierlich weiterzubilden und hart zu arbeiten, wird mit guten Perspektiven belohnt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich in der IT-Branche zu etablieren und eine erfüllende Karriere aufzubauen. Viele arbeiten nach ihrer Ausbildung als Softwareentwickler:innen und finden Beschäftigungen in diversen Unternehmen – vom kleinen Start-up zur Bank bis hin zum grossen Technologieunternehmen.
Wie bist du eigentlich Dozent geworden?
Ich habe seit je her eine Leidenschaft für technische Themen und liebe ich es, mit Menschen in Kontakt zu treten. Von meinem Umfeld hörte ich oft, dass ich komplexe technische Zusammenhänge verständlich vermitteln kann. Irgendwann fragte mich meine Frau, weshalb ich meine Passion nicht zum Beruf mache. Das war der eigentliche Auslöser. Im 2019 startete ich meine Lehrtätigkeit an der Benedict Schule in Luzern. Die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Technologie mit anderen zu teilen und junge Menschen zu fördern, war für mich wie ein Geschenk. Es erfüllt mich, wenn die Schüler:innen das erlernte Wissen unmittelbar nach Abschluss eines Moduls in ihrem beruflichen Umfeld oder zu Hause anwenden können und mir darüber berichten. Dies zeigt nicht nur, dass sie die Inhalte erfolgreich verinnerlicht haben, sondern auch, dass die Ausbildung an er Benedict Schule einen direkten und praktischen Nutzen für sie hat.
Du arbeitest ja nicht nur als Lehrer, sondern hast noch einen eigenen Betrieb.
Ja, seit 2022 führe ich mein Unternehmen Algorithma Informatik. Unsere Kernkompetenz liegt im Software- und Integration-Engineering. Wir haben uns auf die Entwicklung massgeschneiderter Software spezialisiert und betreuen eine breite Palette von Kunden, zu denen sowohl kleine, mittelständische und grössere Unternehmen wie Yarowa, die Liechtensteiner Post und die VitaGroup gehören. Wir übernehmen den gesamten Softwareengineering-Prozess von der Konzeption der Architektur über die Entwicklung bis hin zum Testing und der Inbetriebnahme. In meiner Firma beschäftige ich übrigens auch Praktikanten der Benedict Schule.
Mubekir Redzepi ist gelernter Software- und Integration-Engineer und doziert seit 2019 an der Benedict Schule in Luzern (Teilzeitpensum).
Im Juni 2022 gründete er die Algorithma Informatik GmbH, wo er erfolgreich als Software- und Integration Engineer tätig ist. Sein Team besteht aus qualifizierten und erfahrenen Informatiker:innen.
Zuvor war Mubekir Redzepi unter anderem im Luzerner Kantonsspital als Integration Engineer und in der Swissray Medical als Projektingenieur tätig.
Suchst du eine Alternative zur Informatiklehre?
An der Benedict Schule kannst du diverse Informatikausbildungen mit EFZ absolvieren. Nach dem Abschluss hast du auf dem Arbeitsmarkt dieselben Chancen wie nach einer konventionellen Berufslehre.
Informatikausbildung mit EFZ (4 Jahre, inkl. 2 Jahre bezahltes Praktikum)
Informatikausbildung für Erwachsene mit EFZ (2 Jahre, inkl. bezahltes Praktikum)
ICT-Fachmann/-frau mit EFZ (3 Jahre, inkl. 1.5 Jahre bezahltes Praktikum)
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